
IPPNW-Pressemitteilung vom 22. März 2023
Großbritannien liefert panzerbrechende Uranmunition
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW verurteilt den Beschluss der
britischen Regierung, panzerbrechende Uranmunition (Depleted Uranium, DU)
in die Ukraine zu liefern. Durch den Einsatz von DU entstehen zusätzlich
weitreichende und anhaltende Umwelt- und Gesundheitsschäden für die
Menschen, die bereits unter dem Krieg leiden. Die Ärzt*innenorganisation
appelliert an die Bundesregierung, auf Großbritannien und die Ukraine
einzuwirken mit dem Ziel, auf die Ausfuhr von Uranmunition zu verzichten.
Die IPPNW verurteilt zudem den Einsatz von Uranmunition durch die russische
Armee, den das Genfer Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung in
einem Fall bereits bestätigt hat.
DU schädigt das Leben auf zweifache Weise: Als Schwermetall ist es ein
chemisches Zellgift, als Alphastrahler verursacht es radioaktive Schäden.
Beide Wirkungen potenzieren sich. Der Einsatz dieser Munition führt zu
toxischen und radiologischen Langzeitschäden. Italien hat im Jahr 2009 den
kausalen Zusammenhang von DU-Munition und bestimmten Krebserkrankungen
anerkannt und 30 Millionen Euro als Wiedergutmachungsfonds für kranke
Soldaten bereitgestellt.
„Munition mit abgereicherten Uran wurde in den Balkan-Kriegen, im
Kosovo-Krieg und in den beiden Irakkriegen 1991 und 2003 eingesetzt. Es kam
zu einem Anstieg der Fehlbildungen, sowie Krebs bei Kindern und
Erwachsenen. Die Ukraine sollte nicht zulassen, dass Soldaten und
Zivilbevölkerung im eigenen Land durch den Einsatz von DU-Munition
langfristigen Gesundheits- und Umweltschäden ausgesetzt werden“, so die
IPPNW-Vorsitzende Dr. med. Angelika Claußen.
Abgereichertes Uran entsteht bei der Anreicherung von Kernbrennstoff für
Atomkraftwerke und von waffenfähigem Uran für Atombomben. Weltweit nutzen
Militär und Rüstungsfirmen Waffen mit Uranmunition, zum Beispiel um Panzer
zu zerstören oder Bunker zu sprengen. Unter anderem besitzen die USA,
Großbritannien, Frankreich, Russland, Griechenland, die Türkei, Israel,
Pakistan, Saudi-Arabien und Thailand diese Waffen.
„Bei der Explosion von Uranmunition bildet sich ein Aerosol mit
Partikelgrößen im Nano-Bereich. Diese Partikel gelangen durch Einatmen,
durch Aufnahme mit dem Wasser oder Nahrungsmitteln, aber auch über Wunden
in den menschlichen Körper. Das Uran-Aerosol kann durch den Wind weiträumig
verteilt werden. Im Blut gelöstes DU wird in wenigen Tagen über die Nieren
ausgeschieden, aber im Skelett eingelagerte Uranpartikel liegen dort
jahrelang und bestrahlen die umliegenden Zellen mit Alpha-Teilchen. Das
verursacht Knochentumore und Leukämie. Eingeatmete Uranpartikel werden in
der Lunge abgekapselt oder in regionale Lymphknoten transportiert, wo sie
dauerhaft verbleiben und Krebs erzeugen können“, erklärt Claußen.
Die gesundheitlichen Schädigungen durch Uranmunition für Zivilbevölkerung,
Soldaten und Umwelt sind nach Ansicht der IPPNW so gravierend, dass sie
international geächtet werden muss.
Den Report „Die gesundheitlichen Folgen von Uranmunition – Die
gesellschaftliche Debatte um den Einsatz einer umstrittenen Waffe“ der
internationalen Ärzt*innenorganisation IPPNW in Zusammenarbeit mit der
International Coalition to Ban Uranium Weapons (ICBUW), finden Sie unter
www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf
<https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/IPPNW_ICBUW_Report_DU_Munition_2012.pdf>