Ärzt*innenorganisation IPPNW mahnt: Die atomare Gefahr steigt

14.06.2021


SIPRI-Bericht belegt Trendwende in den weltweiten Zahlen der Atomwaffen



Heute hat das schwedische Forschungsinstitut SIPRI seinen Jahresbericht veröffentlicht. Dieser zeigt, dass die Zahl betriebsfähiger Atomwaffen weltweit steigt. Alle Staaten, die im Besitz von Atomwaffen sind, entwickeln und stationieren neue nukleare Systeme. Die IPPNW sieht in dieser Entwicklung eine Trendwende von der sinkenden Zahl der Atomwaffen in den USA und Russland seit dem Kalten Krieg hin zu einem neuen Wettrüsten, an dem sich neun Staaten beteiligen. Damit steigt die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes erheblich.

Dr. med. Lars Pohlmeier, Vorsitzender der deutschen Sektion der weltweiten Föderation der Ärzt*innenorganisation für die Verhütung des Atomkrieges erklärt: „Die Rüstungsspirale führt zu immer größerer Unsicherheit. 2000 ständig in höchster Alarmbereitschaft gehaltene Atomwaffen stellen jederzeit ein unkalkulierbares Unfall-Risiko dar. Ein versehentlicher Einsatz dieser Waffen würde Millionen Menschenleben fordern und nachhaltige Klimaveränderungen, wie einen nuklearen Winter, auslösen.“

Der SIPRI-Bericht 2021 zeigt:

  1. Die Zahl der betriebsbereiten nuklearen Streitkräfte steigt auf 3.825 Atomwaffen. Die USA und Russland, die über 90% der weltweiten Gesamtzahl besitzen, haben ihre stationierten Atomwaffen je um 50 Atomwaffen erhöht.
  2. Die Zahl der Atomwaffen ist zwar leicht gesunken auf 13.080, etwa 320 weniger als in 2020. Die Entscheidung Großbritanniens, ihre nuklearen Streitkräfte um 40% zu erhöhen, ist jedoch hier noch nicht einkalkuliert.
  3. Alle Staaten, die im Besitz von Atomwaffen sind, entwickeln oder stationieren neue Atomwaffen. Die USA und Russland führen massive Modernisierungsprogramme durch und die Rolle der Atomwaffen steigt in den Doktrinen beiden Ländern. Aber auch China, Indien und Pakistan stecken mittendrin in einer signifikanten Aufrüstung.
  4. Die Kluft zwischen den Staaten die in Atomwaffen investieren und den atomwaffenfreien Staaten wächst. Der Vertrag zum Verbot von Atomwaffen (AVV) ist ein Zeichen, dass die atomwaffenfreien Staaten eine Erfüllung der Abrüstungsverpflichtung im Nichtverbreitungsvertrag erwarten und über den mangelnden Fortschritt in der Abrüstung frustriert sind.

„Die Aufrüstungswelle der Atomwaffenstaaten und die Steigerung der aktiven Atomwaffen polarisiert eine ohnehin sehr gespaltene Welt“, sagt Xanthe Hall, Abrüstungsreferentin der IPPNW. „Der rechtliche Weg über ein Verbot von Atomwaffen ist die einzige Antwort, über die die atomwaffenfreien Staaten verfügen, um sich langfristig zu schützen.“

Heute treffen sich in Brüssel die NATO-Mitgliedsstaaten. Die IPPNW, Partnerorganisation der weltweiten Kampagne für die Abschaffung der Atomwaffen ICAN, ruft die NATO-Staaten auf, sich mit dem Atomwaffenverbotsvertrag auseinander zu setzen und einen Beitritt zu prüfen. Deutschland sollte zumindest als Beobachter an der ersten Staatenkonferenz 2022 teilnehmen, fordert die IPPNW.


Der SIPRI-Bericht ist hier zu lesen: sipri.org/sites/default/files/2021-06/sipri_yb21_summary_en_v2_0.pdf

Briefing von ICAN anlässlich des NATO-Gipfels, zusammengefasst auf Deutsch: www.icanw.de/wp-content/uploads/2021/06/21-06-10_NATO-Bericht_kurz-1.pdf

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